Mähwiesen auf der Hochebene
Foto: K. Schnürer
Glatthaferwiesen der Südhänge
Foto: K. Schnürer
Weinberge bei Untersteinach
Foto: J. Bittermann
Hinweisschild Naturschutzgebiet
Logo NATURA 2000
Silberdistel
Foto: W. Völkl
Bergklee
Foto: K. Schnürer
Zauneidechse
Foto: K. Schnürer
Neuntöter
Foto: W. Völkl
Habichtskrautspinner
Foto: J. Bittermann
Esparsetten-Widderchen
Foto: J. Bittermann
Unser Wanderschäfer
Foto: J. Bittermann
Schafherde auf der Hochebene
Foto: B. Dahinten
Mähen der Hangbereiche
Foto: B. Dahinten
Name: "Muschelkalkgebiet am Oschenberg"
Größe: 325 Hektar
Lage: 8 km nordöstlich von Bayreuth
Ausweisung als Naturschutzgebiet: 01. Januar 2008
Naturraum: Obermainisches Hügelland
Höhenlage: zwischen 440 m und 524 m ü. NN
Klima: mäßig trocken bis mäßig feucht
Besonderheiten: nordöstlichste Kalkmagerrasen Bayerns
Geologie: Das Naturschutzgebiet setzt sich geologisch aus den Schichten
des Mittleren und Oberen Muschelkalkes zusammen. Bei den Böden handelt es sich um Rendzinen und Mullrendzinen.
Beim Aufenthalt im Naturschutzgebiet gilt:
Wegegebot: Auf den Wegen bleiben!
Hunde anleinen, da am Boden lebende Tiere und hier vor allem am Boden brütende Vogelarten durch sie massiv gestört werden.
Keine Pflanzen pflücken.
Keine Tiere stören oder fangen.
Feuer machen und Grillen ist verboten.
Anfang 2008 erfolgte die Ausweisung großer Teile des Oschenbergs als Naturschutzgebiet. Unter anderem wurden zwei bereits bestehende Naturschutzgebiete in das neue Naturschutzgebiet "Muschelkalkgebiet am Oschenberg" integriert.
Dazu gehörte das schon seit 1981 bestehende Naturschutzgebiet "Weinberge bei Untersteinach" (12,8 ha) und das Naturschutzgebiet "Oschenberg", welches 2006 ausgewiesen wurde.
Naturschutzgebiete haben eine herausragende Bedeutung für den Erhalt seltener Tier- und Pflanzenarten und besonderer Landschaften. Ziel ist es, bestehende Ökosysteme und besondere Lebensräume zu erhalten oder diese gegebenenfalls wieder herzustellen.
In Naturschutzgebieten sind alle Handlungen verboten, die zur Zerstörung oder Veränderung dieser Lebensräume führen könnten. Grundsätzlich ist das Betreten von Naturschutzgebieten verboten. Nur in Ausnahmefällen und unter der Berücksichtigung strenger Regeln ist ein Zugang mancherorts möglich.
Das Naturschutzgebiet "Muschelkalkgebiet am Oschenberg" gehört auch zum FFH-Gebiet "Muschelkalkhänge nordöstlich Bayreuth".
Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (Fauna = Tiere, Flora = Pflanzen und Habitat = Lebensraum), kurz FFH-RL, ist eine Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union. Ziel ist es Gebiete innerhalb Europas mit wertvollen Lebensräumen und dem Vorkommen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten entsprechend zu schützen. Weitere Informationen über die FFH-Richtlinie finden Sie auch unter www.ffh-gebiete.de.
Das auch den Oschenberg umfassende FFH-Gebiet "Muschelkalkhänge nordöstlich Bayreuth" wurde wiederum in das europäische Schutzgebietssystem "NATURA 2000" aufgenommen. In diesem länderübergreifenden, ökologischen Netzwerk aus wichtigen Schutzgebieten soll der Schutz gefährdeter, heimischer Tier- und Pflanzenarten sowie der Erhalt ihrer natürlichen Lebensräume gewährleistet werden.
Mehr Inforamtionen über das Schutzgebietsnetz "Natura 2000" find Sie auf der Seite des Bundesamtes für Naturschutz.
Alle genannten Schutzgebiete gehören zum Landschaftsschutzgebiet "Steinachtal mit Oschenberg".
Was das Naturschutzgebiet so bedeutsam macht, ist ein Mosaik aus verschiedenen, wertvollen Lebensräumen.
Die Hochebene des Oschenbergs wird vor allem durch artenreiche Flachland-Mähwiesen (FFH-Lebensraumtyp 6510) geprägt.
Neben typischen Grasarten wie Glatthafer (Arrhenatherum elatius) und Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), sind es viele blühende Kräuter, die das Gesamterscheinungsbild bestimmen. Dazu gehören Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Acker-Witwenblume (Knautia arvensis), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) und Wiesen-Labkraut (Galium mollugo).
Besonders vielgestaltig sind die südlich exponierten Hänge mit einem Mix aus offenen Bereichen, Feldgehölzen, Hecken, Gebüschen und Wäldern.
Bei den Offenlandflächen der Hangbereiche handelt es sich um naturnahe Kalk-Trockenrasen (FFH-Lebensraumtyp 6210). Dies sind trockene, nährstoffarme Standorte auf kalkreichen Böden, welche einer der artenreichsten Pflanzengesellschaften in Mitteleuropa darstellen. Lebensraumtypische Pflanzen sind zum Beispiel Silberdistel (Carlina acaulis), Gefranster Enzian (Gentianopsis ciliata), Stengellose Kratzdistel (Cirsium acaule), Echte Schlüsselblume (Primula veris) und Bergklee (Trifolium montanum).
Straucharten wie Schlehe (Prunus spinosa), Weißdorn (Crataegus monogyna und Crataegus laevigata) und Hartriegel (Cornus sanguinea) formen die Hecken und Gebüsche der Hangbereiche.
Typische Baumarten der Waldbereiche sind Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Hainbuche (Carpinus betulus), Esche (Fraxinus excelsior), Stieleiche (Quercus robur) und Bergulme (Ulmus glabra).
Diese abwechslungsreiche Kulturlandschaft bietet Lebensraum für zahlreiche seltene Tierarten. Schlingnatter (Coronella austriaca) und Zauneidechse (Laverta agilis) leben hier genauso wie Rebhuhn (Perdix perdix), Neuntöter (Lanius collurio) oder Feldlerche (Alauda arvensis).
Besondere Bedeutung kommt dem Oschenberg aber auch wegen seiner Schmetterlingsfauna zu. Über 420 Arten konnten nachgewiesen werden, darunter 59 Arten der Roten Liste Bayerns. Auch der vom Aussterben bedrohte Habichtskrautspinner (Lemonia dumi) wurde hier beobachtet. Weitere nennenswerte Arten sind zum Beispiel Kaiserbär (Phragmatobia luctifera), Thymian-Ameisenbläuling (Glaucopsyche arion), Steppenheiden-Grünspanner (Chlorissa viridata) und Esparsetten-Widderchen (Zygaena carniolica).
Eine gefährdete Heuschreckenart mit weiter Verbreitung im Gebiet ist der Warzenbeißer (Decticus verrucivorus).
Die Landschaft des Oschenbergs wurde vom Menschen geschaffen und stark durch frühere Nutzungsformen geprägt.
Ohne Pflege würde die strukturelle Vielfalt dieses Gebietes schnell verschwinden und sich langsam aber sicher wieder vollständig Wald ausbreiten.
Landwirte, Schäfer, Ehrenamtliche und Naturschutzverbände tragen dazu bei, dass dieses wunderschöne und artenreiche Naturschutzgebiet erhalten bleibt. Diese Landschaftspflegemaßnahmen werden vom Freistaat Bayern und der EU gefördert.
Um die typische Ausprägung der artenreichen Mähwiesen zu erhalten, sollte die Mahd frühestens ab Juli erfolgen. Damit können auch sehr spätblühende Pflanzenarten zur Blüte kommen. Schmetterlinge und deren Raupen profitieren ebenfalls von solchen Maßnahmen.
Eine andere Möglichkeit um das Gelände offen zu halten, ist die Beweidung mit Schafen und Ziegen. Schon seit vielen Jahrzehnten wird der Oschenberg jedes Jahr von einer Wanderschafherde und einer Koppelschafherde beweidet. Diese Form der Beweidung pflegt die Magerrasen und hält sie offen für alle licht und wäremeliebenden Tier- und Pflanzenarten.
Droht die Verbuschung an einigen Stellen überhandzunehmen, werden gezielt Maßnahmen (zum Beispiel Arbeiten mit der Motorsense) durchgeführt, die wieder zu einer offeneren und abwechslungsreicheren Landschaft führen.